Der Möter…

Der Möter …

Wer erinnert sich noch an den „Möter“? Das war eine Figur aus der Star-Wars Parodie Space Balls und zeichnete sich dadurch aus, dass er halb Mensch halb Köter war. Also ein M-ÖTER.

Hallo, ich bin Yosef, halb Yusuf halb Josef.

Nein, ich habe bis auf mein wallendes Haupthaar rein gar nichts mit einem Rauhaardackel gemeinsam. Im Rahmen gewisser Anpassungen an meinen Namen, entwickelt dieser aber des Öfteren eine Tendenz zur multiplen Persönlichkeit. Richtig erkannt, es geht um die Aussprache und Schreibweise von türkischen Namen. Ein Highlight und Evergreen in der deutsch-türkischen Integrationsgeschichte.

Nun wäre es ja einfach, wenn alle Türken „Döner“ und alle Türkinnen „Lahmacun“ heißen würden. Dann hätten es unsere deutschen Freunde einfacher, da sie diese Wörter ja mindestens einmal in der Woche benutzen und wir hätten auch etwas davon, da wir mit lecker und gesund assoziiert werden würden. So einfach wollten es uns unsere Eltern aber nicht machen und da anscheinend die meisten ein Buch mit den TOP 100 Namen aus der islamischen Geschichte und mittelasiatischen Steppe zur Hand hatten, wurde munter darauf los benannt. So kommt es, dass neben Yusufs, auch Tuncays, Doğans, Ümmügülsüms und Figens deutsche Zungen zur Akrobatik nötigen.

Apropos Akrobatik. Was machte man in einem Anflug von Faulheit, wenn man beim Turnen in der Schule vom Lehrer aufgefordert wurde ein Rad zu schlagen? Man vollführte mehr so eine Art „waagerechte Pirouette“, quasi ein halbes Rad. Ähnlich scheint es sich mit manch müder deutscher Zunge zu verhalten. Nachdem man sich mit Ach und Krach auf die richtige Aussprache von Namen wie Jaqueline (ohne Doppel-K in der Mitte) und Kevin (nein, nicht mit F in der Mitte) einigen konnte, scheint man sich bei echten Exoten-Namen die Freiheit zu gönnen Buchstaben wegzulassen, die Aussprache einzudeutschen, die Betonung der Silben zu modifizieren oder deutsche Äquivalente heranzuziehen.

Womit wir wieder bei Josef wären. Nun muss ich zugeben, dass Josef das christliche Gegenstück zu Yusuf ist und somit gut recherchiert aber irgendwie stört mich daran, dass man mir meinen Namen in seiner richtigen Aussprache nicht gönnt. Und dies hat nichts damit zu tun, dass ich den Namen Josef nicht grundsätzlich mag. Ganz im Gegenteil: Ich fand toll, was Josef für Maria getan hat!

Nun hat meinesgleichen in Teilen es ja noch schwerer als ich. Manch ein klassischer türkischer Name kann, wenn er denn eine sehr spezielle Aussprache erfordert, als Web 2.0 Nickname-ähnliches Format enden. Da wir (größtenteils) aber nicht ausschließlich via Facebook und Twitter interagieren, bleibt die Herausforderung bestehen.

Nein, ich werde als Lösungsvorschlag weder die Forderung aufstellen, dass in Deutschland 50 % aller Neugeborenen türkische Namen erhalten sollen (wobei der Lerneffekt wahrscheinlich signifikant wäre und dieser Anteil laut aktuell medien-gehyptem „Wohlfühl-Populismus“ bald unvermeidbar sein soll), noch türkische Namenskunde als Pflichtfach an deutschen Gesamtschulen fordern. Meine Vision ist echtes Interesse für den Gegenüber und der Respekt vor der Individualität des Anderen.

Egal ob links vom Rhein oder rechts vom Bosporus.

„Erst wenn der letzte Yusuf Josef heißt, die letzte Sibel Sybille, der letzte Serkan Sigi, werdet ihr merken, dass man Hans nicht türken kann.“

Denn wer A sagt, muss auch „Yumuşak G“ sagen können!

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6 Kommentare zu „Der Möter…“

  1. Intoleranz ist ein Buch in vielen Sprachen, das deutsche Kapitel darin ist ein sehr stattliches. Bei Intoleranz, dem Nicht-ertragen-können, haben wir es mit Affekt zu tun und mit Logik kommt man da nur schwer weiter. Am besten ist es bei der eigenen Intoleranz zu beginnen. Die vorausgehenden Generationen haben Unmengen von Schutt in unseren Gehirnen zurückgelassen. Lasst uns mit dem Ausräumen beginnen.
    PS: Vielleicht könnte man mal wieder den Film “Das Schicksal” von Youssef Chahine ansehen.

    1. Hallo Bernard,
      es sind genau die Menschen, die Intoleranz bemerken und bekämpfen, obwohl sie nicht direkt betroffen sind, die dafür sorgen, dass das “mehrsprachige Buch der Intoleranz” nicht dauerhaft Bestsellerlisten dominieren wird.

      PS: Den Film kannte ich nicht und werde ihn mir demnächst mal ansehen. Die Namensähnlichkeit mit mir fasziniert mich.

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  4. Ich verstehe dich, obwohl ich auch zugeben muss, dass ich den Spieß selbst umdrehe. Ich heiße eigentlich Katja Yasemin Meier-Yılmaz. Also Integration pur! In der Schule war ich immer entweder Katja Jasmin oder Kaya Yasemin und ich finde die eingedeutschte Variante einfach nur schrecklich. Ich habe mich dann durchgesetzt und fortan war ich immer Kaya Yasemin (das deutsche Katja gefällt mich eh nicht so gut). Ich würde es sogar endgültig auf diese Kombination ändern lassen, aber dann schlägt der Meier quer und meine Eltern wären bestimmt auch nicht so glücklich.

    Also auf Integration, Akzeptanz & Toleranz.

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