HeirateDichTürkisch – Aus Zwei wird Bir (eins)
In ein paar Wochen ist es soweit. Der ganze Vorbereitungsstress findet ein Ende und der nächste Lebensabschnitt kann endlich beginnen. Die vergangenen Wochen waren mitunter wirklich stressig. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass alleine das Finden eines geeigneten Ortes für die Feier so viel Energie brauchen würde. Unsere kleine Hochzeitsgesellschaft ist verhältnismäßig überschaubar, daher haben wir uns für einen Restaurantbesuch entschieden, um gemeinsam zu schlemmen, zu reden und die Zeit privat und gediegen miteinander zu verbringen. Überschaubar bedeutet in unserem Fall nicht einmal 25 Leute. Für mich persönlich ist das schon eine ganze Menge, doch meine Verlobte klärte mich auf und meinte, dass das für türkische Verhältnisse doch eher mickrig sei. Alles unter 200 ist keine richtige Hochzeit !? Da wird auch schonmal des Nachbarns Kumpel und dessen Kindergärtnerin plus der Bäcker von gegenüber eingeladen. Und ich dachte schon ICH habe Stress. Ohje. Naja. Doch wohin gehen, wieviel darf sowas kosten und was wird aufgetischt? Hier wird es interessant. Die deutsche gut-bürgerliche Ochsenschwanzsuppe und Schweinshaxen mit Sauerkraut, oder eine rustikal-türkische Kuttelsuppe und Innereienspieße vom Grill? Übersteuerter Ibrahim Tatlises oder dezent lallender Roland Kaiser? Cola und Bier oder Ayran und Rakı? Hochzeitswalzer oder türkischer Folkloretanz?… Entscheidungen, die nicht immer einfach sind, denn schließlich ist unsere kleine Gruppe eine bunte Mischung aus türkischen und deutschen Familienmitgliedern und wir wollen natürlich, dass es allen Spaß macht und niemand soll sich vorkommen, wie in einer völlig anderen Welt. Aber im Endeffekt eigentlich auch wieder egal, denn essen, trinken und tanzen gehört irgendwie zu jeder Kultur … wird schon schiefgehen. Für mich persönlich besonders heikel, das Thema „tanzen“. Als Sport-Legastheniker, der gelenkig ist wie eine Eisenbahnschiene, ist das für mich der mit Abstand gruseligste Teil an allem. Man möge hier nachsichtig mit mir sein … hoffe ich. Auch die Einladungen wurden natürlich auf deutsch und türkisch verfasst (vielen Dank Baldız) … das ist Gleichberechtigung und Völkerverständigung zum Anfassen!
Der Bierbauch
Herr Nachname Vorname
Zum Heiraten gehört ja bekanntlich auch, dass man sich auf einen Nachnahmen einigt. In meinem Fall, als deutscher mit einem deutschen Männervornamen, als Nachnamen, fiel die Entscheidung nicht schwer. Zum Einen nervt es mich schon seit der Schulzeit und auch ständig in Postsendungen immer mit „Hallo Herr Vorname“ oder „Hallo Nachname“ angesprochen zu werden, zum Anderen würde sich der türkische Vorname meiner Verlobten und mein deutscher männlicher-Vornamen-Nachname wirklich lustig anhören. Meiner Mutter passiert das heute noch ständig, dass sie Post an Herr Nachname Vorname bekommt. Sie meint immer, sie wartet eigentlich nur noch auf die Einladung zur Musterung. Das will ich meiner Verlobten wirklich nicht antun! Die Reaktionen der Menschen darauf, dass ich einen türkischen Nachnamen annehme, waren durchweg unterschiedlich. Mein Arbeitskollege zum Beispiel meinte ganz trocken „Hast du dir das auch wirklich gut überlegt?“, naja, vorher nachzudenken ist nicht unbedingt immer meine größte Stärke, aber meine Antwort war natürlich „Ja, na klar“. In dem darauf folgenden Gespräch, deutete er an „Was ist denn, wenn Du Dich z.B. mal bewerben willst“. Ich muss wirklich sagen, sowas ist mir nicht einmal ansatzweise durch den Kopf gegangen, aber er hat ja leider irgendwo auch recht. In Deutschland herrscht in so mancher Situation leider ein grobes Auswahlverfahren. Bewerbe ich mich also auf einen Job mit einem türkischen Nachnamen, stehen die Chancen auf ein Einladungsgespräch schlechter, wie mit einem deutschen Nachnamen? So unfair das auch ist, es scheint, als wäre das manchmal ein trauriger Fakt. Natürlich bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel. Ich sprach das auch direkt Zuhause an und die Nachnamensgeberin bestätigte die Aussage meines Arbeitskollegen mit Beispielen aus ihrer eigenen Vergangenheit. Zum Beispiel gestaltete sich ihre Wohnungssuche nicht immer einfach. Sie erzählte mir von Wohnungen, die ihr gut gefielen, von langen Telefonaten mit Vermietern und den vielversprechenden, freundlichen Gesprächen mit diesen… (angemerkt sei hier, dass meine Verlobte teilweise besser deutsch spricht als ich) … bis der Nachname genannt wurde und man sich am anderen Ende der Leitung direkt nach der Herkunft erkundigte, nur um das Gespräch dann offensichtlich abrupt zu beenden. Sehr fragwürdig. Das ist natürlich – zum Glück –nicht die Regel. Ein wirklich unschöner Gedanke. Aber was solls, ich mag meinen neuen Nachnamen und bin glücklich mit ihm!
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