Autochthonen Rebsorten
Erzähle ich von meiner neuen Leidenschaft türkischer Wein bekomme ich schnell einen verwunderten Blick zugeworfen. Jedoch seit Jahrtausenden wird in der heutigen Türkei Wein angebaut und viele kennen ihn leider nicht. Obwohl in der Türkei der Weinbau keine sonderlich große Rolle, rein quantitativ, spielt, hat türkischer Wein eine lange Tradition. Schon Noah soll laut Bibel am Fuße des Berges Ararat hier Wein angebaut haben. Nach der Strandung der Arche Noah soll der Kapitän zum Winzer geworden sein. Archäologen fanden sogar Belege für den Weinbau in der Türkei aus dem 5. vorchristlichen Jahrtausend. Die Türkei ist zwar großflächig bestockt, die wenigsten Rebsorten werden aber tatsächlich für den Weinbau verwendet, sondern für Tafeltrauben, aus denen auch Rosinen werden.
Türkischer Wein aus türkischen Rebsorten
Die Weinlandschaft der Türkei ist reich und vielfältig und zeugt von einer langen Geschichte der Winzerei. Viele sind überrascht zu erfahren, dass die Türkei Heimat einiger der ältesten Weinstöcke der Welt ist. Noch bemerkenswerter ist die Tatsache, dass das Land zahlreiche autochthone Rebsorten beherbergt, die nirgendwo sonst auf der Welt vorkommen. Diese einzigartigen Sorten sind Ausdruck des terroirs und der Kultur der Türkei und bieten Weingenießern die Möglichkeit, etwas wirklich Einzigartiges zu entdecken.
Wir leben die türkische Küche in all ihren Zügen und wünschen uns, dass diese fantastischen Weine auch in Deutschland bekannter werden. Daher haben wir eine Auswahl an türkischen Weinen in unserem Laden und ab jetzt auch im Webshop. Im folgenden sind einige autochthone Rebsorten erklärt und die passenden Weine verlinkt.
Helle Rebsorten für türkische Weißweine
Narince
Die Narince gedeiht gut im kontinental-nördlichen Anatolien (um Tokat) und zeichnet sich durch feine gelbfruchtige und nussige Noten sowie eine gewisse, an Burgunder erinnernde Fülle aus. Sie eignet sich sehr gut für den Barrique-Ausbau und lässt sich bestens mit Chardonnay kombinieren.
Emir
wird in Zentralanatolien, besonders um Niğde und Nevşehir angebaut. Die Weine sind mittelkräftig. frisch, angenehm fruchtig und manchmal leicht pflanzlich (in der Art deutscher Silvaner) und haben eine gute, mineralische Säure, weswegen aus ihnen auch Schaumweine produziert werden.
Sultaniye
Aus der Sultaniye, die im westlichen Anatolien und in der Ägäisregion angebaut wird (Denizli, Izmir), werden frische, saftige Weißweine gekeltert, die jung am besten schmecken.
Boğazkere
Der Name bedeutet so viel wie »Rachenkratzer«. Die türkische Rebsorte Boğazkere wird im hauptsächlich im südlichen Anatolien angebaut und bringt dichte, dunkle, sehr gut strukturierte, lagerfähige Tropfen hervor, die an Tannat-Weine erinnern. Sehr gute Cuveesorte mit Öküzgözü oder Syrah als klasse türkischer Wein.
Çalkarası
Ein ägäische Traube ist die Çalkarası, die ursprünglich aus Denizli ist und als Basis für hervorragende Roséweine sowie leichte, fruchtige Rotweine steht. Eine der wichtigsten Eigenschaften von Çalkarası ist die feine Säure, die den Weinen Harmonie verleiht.
Öküzgözü
(»Ochsenauge«) die ihren Namen den großen Beeren verdankt, bringt fruchtige, feinwürzige und gut strukturierte Weine hervor, die häufig kräftiger als die meisten Dornfelder oder St. Laurent-Weine ausfallen. Sie stammt wie die Rebe Bogazkere aus der Provinz Elazığ im östlichen Zentralanatolien und wird auch in den Provinzen Gaziantep und Malatya angebaut.
Die großen, geschulterten Trauben dieser Rebe tragen außergewöhnlich große, runde, blaugraue Beeren, was sich im türkischen Namen widerspiegelt: türk. Öküzgözü heißt Ochsenauge.
Sortenreine Weine aus der Öküzgözü sind bei einer milden Tanninstruktur leuchtend rot, fruchtig-frisch und weisen Aromen von Kirschen und Himbeeren auf.
Kalecik Karası
Die Rebsorte Kalecik Karası kannten schon 2000 v. Chr. die Hethiter. Angebaut wird die Rebsorte in der Nähe der Grenze zum Iran und Armenien am Berg Ararat, wo nach dem Alten Testament Noah mit seiner Arche landete. Kalecik Karası, die »Schwarze aus Kalecik«, ist äußerst vielseitig und weist eine lebendige Säure und kirschhige Aromen, aber dezente Tannine auf.
Bornova Misket
Bei dem Muskat aus Bornava handelt es sich um ein kleinbeeriges, dickschaliges und aromatisches Mitglied der großen Muskatfamilie, das auf den Lehm- und Sandböden nahe der Küste offenbar sehr gut gedeiht. Dank des angenehmen Geschmacks der Trauben konnte die Bornova Misket auch die Zeiten überdauern, in denen in der Türkei kein privater Weinbau praktiziert wurde – als Frischobst und Rosine.
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Aus der Nische, in das Glas
Nachdem es der Wein unserer griechischen Freunde bis in den deutschen Schlager-Olymp geschafft hat und regelmässig um 4:30 Uhr auf fast jeder Uni-Party beworben wird, möchten wir hiermit mal eine Lanze für Wein und Weinanbau in der Türkei brechen. Bisher eher was für Kenner, entwickelt sich in der Türkei eine interessante Szene mit traditionellen Sorten und vielen neuen Weinen.
Hier einige Fakten
Türkischer Wein steht klar im Schatten des Rakı, dem türkischen Anis-Schnaps in Bezug auf Bekanntheit und Konsum, aber bereits in der Antike wurde auf dem Gebiet der Türkei Wein angebaut, der wegen seiner hochwertigen Qualität teuer gehandelt wurde. Seit den 1980er Jahren wird wieder verstärkt türkischer Wein hergestellt. Die größten Anbaugebiete sind Tekirdağ, Izmir, Denizli sowie Tokat, Elazığ, Ankara, Nevşehir und Diyarbakır.
Neben den vier großen Weinbaubetrieben bestehen mittlerweile etwa 100 kleine Weingüter – die sogenannten Boutique Wineries. Es sind kleine Mengen die hier produziert werden. Diese können sich mit den Mengen, die in Deutschland oder Frankreich gekeltert werden nicht messen. Darum geht es aber auch gar nicht. Die türkischen Weine haben einen eigenen Charakter, denn die extrem unterschiedlichen Klimazonen zwischen dem Westen und dem Osten der Türkei bringen Weine mit eigenen Stilen hervor.
Zudem gibt es in der Türkei viele autochthone Rebsorten. Autochthone Rebsorten sind gebietsheimische Rebsorten, die im Anbaugebiet auch heimisch sind. Zu den bekanntesten gehören zum Beispiel Narince, Boğazkere, Kalecik Karası und Öküzgözü. Genau hier liegt der Reiz bei den türkischen Weinen, gerade für Weinfans und Weinkenner. Während hier in Deutschland mittlerweile sogar die Weine aus Amerika und Ozeanien im Detail bekannt sind, eröffnen sich für Weinfreunde bei den türkischen Weinen neue unentdeckte Geschmäcker.
Viele türkische Weine erhalten derweil häufig internationale Auszeichnungen. Zum Beispiel beim Decanter, Wine Master Challenge oder Vinalis Internationales.
Der Weinkonsum hat in der Türkei noch keine große Bedeutung – er liegt bei 1 Liter pro Kopf und Jahr. Jedoch gibt es derzeit eine sehr interessante Entwicklung. Die Winzerszene besteht aus sehr motivierten Enthusiasten. Diese haben das Potential von guten Weinen entdeckt und besinnen sich nun auf Qualität. So nehmen immer mehr Restaurants in der Türkei türkische Weine auf ihre Karte und gerade in Istanbul und an der Ägäis kann man in Restaurants immer häufiger auf eine sehr gute Auswahl an türkischen Weinen treffen. So entdecken junge Türken, dass man außer Rakı auch Wein zum Essen oder auch nur so in netter Gesellschaft trinken kann.
Diese Trends beflügeln wiederum die Weinproduktion und vor allem auch die Qualität. Wegen letzterem werden auch immer häufiger ausländische Vinologen als Berater eingestellt.
Auch entstehen die ersten Weinbars. Sensus, eine Tochter eines internationalen Konzerns, das auch selber Wein produziert, hat an insgesamt vier Standorten (zwei in Istanbul) sehr schöne Weinbars eröffnet. Es werden ausschließlich türkische Weine, etwa 400 Sorten ausgeschenkt. Begleitet werden die Weine von hochwertigem Gerichten und Käse (www.sensuswine.com).
Die Weinbranche wird von vier Produzenten mengenmäßig beherrscht: Kavaklıdere, Doluca, Kayra und Pamukkale. Das sind auch die Produzenten, die ihre Weine bereits exportieren. Wegen der geringen Mengen, die die meisten Winzer produzieren ist ein Export schwierig. Allerdings gibt es Bestrebungen seitens einiger Betriebe, den Export zu steigern. Daher nehmen diese Weingüter gemeinsam mit der Organisation “Wines of Turkey” auch an Messen teil. Zum Beispiel auch an der ProWein in Düsseldorf.
- Kavaklıdere, Ankara
Der Gründer Cenap And kam nach seinem Önologie Studium 1929 zurück und gründete sein eigenes Weingut. Kavaklıdere hat mehrere Standorte und produziert wohl die meisten Weine in der Türkei. Zu den empfehlenswerten Weinen gehört vor allem die Selection und die Egeo Reihe, die ein hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis bieten. - Kayra, Sarköy
Das ehemalige Staatsunternehmen wird von Daniel O´Donnell beraten, der ein umfangreiches Know How aus Kalifornien mitbringt. Das Sortiment ist sehr umfassend und bietet in jeder Preisklasse sehr gute Weine. Dabei stechen die Terra und Vintage Serie doch klar heraus. Es sind vollmundige Weine, mit einer starken Fruchtnote. - Pamukkale, Güney
Gegründet 1962 gehört zu den bekanntesten Winzern. Der Exportanteil ist mit 25% schon sehr hoch. Die Anfora und Trio Serie wird man am meisten vorfinden. Zu erwähnen sind aber auch die Roseweine. - Doluca, Tekirdağ
Auch Doluca gehört zu den ältesten Weingütern. Nihat A. Kutman kam 1926 nach seinem Önologie Studium in Geisenheim zurück in die Heimat und gründetet das Weingut. Zunächst hatte er die regionalen Rebsorten angepflanzt. Dann begann er allerdings damit, Rebsorten wie Semillon oder Riesling zu importieren und zu kultivieren. Doluca hat durch Aufkäufe ein sehr breites Angebot.
Türkische Fruchtweine
Diese werden vor allem in dem Dorf Şirince hergestellt. Şirince ist ein von der Unesco geschütztes Dorf in der Nähe von Izmir. Es gibt dort eine große Zahl an Herstellern von Fruchtweinen. Darunter auch der deutsche Winzer Helmut Krauß. Er keltert herorragende, trocken ausgebaute Fruchtweine. Die Sorten reichen von Granatapfel über Pfirsich bis zu einem Kiwiwein.
Erstaunlich gute und für uns unbekannte Weine, die wir während einer Wein-Meze-Verkostung kennenlernen durften. Wir haben 7 verschiedene Weine, dazu passendes Essen aus den KochDichTürkisch Kochbüchern und sogar noch ein Olivenöl verkostet. Sehr empfehlenswert!