Rakı ~ mehr als nur türkischer Anisschnaps

Türkischer Anisschnaps oder Branntwein *Rakı* gehört heutzutage bei einem Besuch im türkischen Restaurant genauso dazu, wie der scharfe Grappa beim Italiener. Wobei er nicht als Absacker, sondern eher begleitend zum Essen gereicht. Oder eher andersrum? Ja – man sagt eher, dass man die Speisen für den Rakı zubereitet. Er steht im Mittelpunkt und die gesellige Unterhaltung. Also nennt ihn bitte nicht einfach nur türkischer Anisschnaps – Rakı ist türkische Tafel-Kultur!

In unserem Laden machen wir ja regelmäßig Wein-Meze-Verkostungen. Türkischer Anisschnaps, also Rakı wird dabei schenken zum Ende auch gerne mal ausgeschenkt. — Inzwischen, also seit 2016, bieten wir auch Rakı-Meze-Verkostungen mit der türkischen Nationalspirituose an.

Aber zum Thema — Nun meinte ein guter Freund letztens zu mir: „Du weißt ja – der Wein begleitet das Essen und die Meze werden zum Rakı dazu gereicht.“ Das leuchtete mir in diesem Moment noch mal brennend ein. Meze ~ die kleinen Köstlichkeiten wurden ja für den Anisschnaps auch größtenteils kreiert. Ein Haydari oder türkischer Karotten-Joghurt passt wunderbar zum Anis, ein Wein hat es da doch schwer – Milchprodukte kann man nicht zum Wein reichen. Ein paar Gedanken hier nun dazu und ganz wichtig – alle Yeni Rakı und Tekirdağ nun vorrätig (ganz unten).

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Türkischer Anisschnaps, also Rakı mit Meze-Begleitung in Reinkultur

Türkischer Anisschnaps, also Rakı und Meze

Im osmanischen Reich haben sich die Çilingir Sofrası, also das Zusammenspiel türkischer Anisschnaps und Meze seit dem 15. Jahrhundert zu einer festen Institution etabliert. Es ist kein klassisches Trinkgelage, was man eher im mitteleuropäischen Raum lebt, sondern ein gemütliches Beisammensein mit gutem Essen und Rakı-Genießern.

Dabei achtet der Mundschenk („Saki“ genannt) am Tisch auf das richtige Maß. Geht es an die Grenzen, wird pausiert mit dem Alkohol. Alles kein Problem, sondern eins der vielen kleinen Regeln, die es so angenehm macht. Auch die Gespräche am Tisch bleiben am Tisch. Darauf stößt man an und trinkt *auf die Ehre* (şerefe), denn die Ehre verbietet es, das Gesprochene an Dritte zu erzählen. So wurde die Welt bis dato nicht nur 1x gerettet – aber Spaß beiseite, es ist einfach ungezwungen an diesen Abenden.

Das *richtige* Einschenken – türkischer Anisschnaps

Dies sind Regeln die man durch Erfahrung kennt, aber fühlt euch davon auch nicht unbedingt eingeengt. Trinkt ihn wie er euch schmeckt.

  1. Ein Rakı-Glas bis zum 1 Strich füllen (ca. 1/5)
  2. Die gleiche Menge kaltes Wasser hinzugeben … oder pur genießen und Schritt 3 überspringen
  3. Mit ein paar Eiswürfeln füllen
  4. Zum Essen immer wieder einen kleinen Schluck nehmen (wenn es zu scharf schmeckt, mit ein wenig Wasser nachspülen)
  5. Die Flasche nie im Eisfach lagern, denn so würde er kristallisieren und er verliert seinen Geschmack
  6. Das Glas vorher kühlen
  7. Auf die Spirituose nie direkt Eiswürfel geben (das kristallisiert und es flockt)
So wird türkischer Anisschnaps, also Rakı richtig eingeschenkt

 


Diese Richtlinien und Tugenden basieren auf diesen Artikel. (Danke sehr! Ich hab doch noch einiges gelernt…). Ob man sich daran hält ist jedem selbst überlassen – nehmt es nicht zu ernst, aber sie zu wissen ist auch nicht verkehrt…

Für eine Rakı-Tafel braucht man Zeit, einen Grund und Menschen. Die Zeit: Man trinkt am Abend, wenn die Sonne untergeht und man sie direkt am Horizont ansehen kann, sagt man “vakt-i kerahat geldi”. Der Grund: Das Gespräch, die Unterhaltung! Die Erste Meze wird nicht umsonst sohbet genannt. Der Mensch: Einfach Leute, die sich den Tugenden gemäß benehmen und ein gutes Gespräch lieben.

Die Rakı-Tafel

  • es gibt keine warmen Hauptmahlzeiten, nur warme Meze zwischendurch
  • die kalten Meze sind klein, aber umso vielfältiger
  • rakı ist kein Begleiter zum Essen, es wird nur zum Gespräch und Meze getrunken. Man trinkt es auch nicht als Cocktail oder tagsüber. Und nie zu einer Hauptspeise.
  • die Musik dazu ist nur fasıl, keine Tanzmusik – nur seichtes Alaturka. Die Fasıl wurden beim Sultan auch huzur faslı genannt (über huzur müssten wir auch mal schreiben – unbeschreiblich). Oben ist übrigens eine Spotify-Playlist zu fasıl.
  • zu Beginn isst man etwas flüssigeren cacık, damit  man den Alkohol nicht direkt im Magen spürt. Nur mit klein geschnittenen Snack-Gurken, nicht gerieben und ohne Knoblauch! Auf jeden Fall mit gutem Olivenöl.

Das Glas und das Maß

  • man nutzt typische Rakı-Gläser. Keine anderen.
  • das Maß sind 2 Duble pro Person am Tisch. Zwei Finger breit sind ein Duble. Das macht keinen besoffen und ist angenehm.
  • der Rakı kommt an den Tısch nur in einer Karaffe. Die Flasche steht nicht auf der Tafel. Man gießt zu Beginn immer den Rakı ein und dreht das Glas leicht dabei.
  • gekühlten Rakı und gekühltes Wasser zu gleichen Teilen ins Glas geben. Immer mit dem Anisschnaps beginnen. Wer will kann auch Eiswürfel nehmen. Nie Eiswürfel direkt auf den Rakı, denn dann verfliegt das Anis-Aroma. Kaputt!
  • nimmt man einen Schluck Rakı und übergießt es direkt mit Wasser, dann sollte man es lassen. Dann sollte man noch etwas üben, sich aber nicht mit den Tischgesellen messen.

Die Meze

  • die Meze werden nur in kleinen Schalen, die etwas größer als Tee-Untersetzer sind gereicht. Nur in kleinen Portionen.
  • zeytinyağlı fasulye pilakisi, Lakerda, Çiroz salatası, Midye dolması, Beyaz peynir, küçük zeytinyağlı dolmalar – sind so Klassiker die man immer wieder hört. Ein paar neue Meze-Klassiker gibt es hier.
  • die Meze-Schalen werden nicht aufgefüllt und es gibt auch keinen Nachschlag. Nur neue Meze (kalt/warm) kommen an die Tafel. „Das ist lecker, davon mehr…“ sagen gehört sich nicht.

Die Tafel-Tugenden

  • den Mundschenk nennt man Sakî und ist die jüngste Person.
  • nur der Älteste darf zuerst sein Glas heben. Alle anderen richten sich danach. Ansonsten ist es unhöflich.
  • stößt man die Gläser aneinander sind die jüngeren Personen unter den älteren.
  • verlässt man die Tafel, lässt man eine Wenigkeit im Glas. Es gibt auch kein auf ex. Gehört sich nicht.
  • man nimmt nur kleine Schlücke.
  • stößt man mit “Şerefe” an, so sollte auch jeder einen Schluck genommen haben. Ohne das wäre es ein Affront an die Tafel.

Sohbet, die Unterhaltung

  • lautes Gelächter oder mit vollem Mund lachen gehört sich nicht. Deprimierende oder schwere Themen gehören nicht an die Tafel. Es wird nicht gelästert.
  • man spricht über Philosophie, Musik, Literatur oder aktuelle Themen. Zu viel Politik und die Welt retten wird nicht gern gesehen. Es ist eine entspannende und erfreuliche Zeit, die man zusammen verbringen möchte. Man sagt und meint: “iki tek atalım” – also zwei einzelne heben – sozusagen zwei Gläser trinken und die Zeit mit guten Gesprächen verbringen.
  • von der Tafel erhebt sich kein Jüngerer. Nur der Tischälteste beendet die Tafel. Nur im Notfall verlässt man die Tafel mit einer höflichen Frage (das gilt übrigens auch beim normalen Essen in türkischen Haushalten).

Klassische und neue Rakı-Sorten ~ türkischer Anisschnaps

Türkischer Anisschnaps in all seinen Facetten findet ihr in unserem Online-Shop. Einfach online bestellen oder in unserem Ladenlokal in Düsseldorf vorbeikommen. Wir haben so gut wie alle auf Vorrat und in fast allen Größen (200 ml, 350 ml, 700 ml). Unten sind die Links direkt zu den leckeren Tröpfchen. Unsere Sorten weden Online ständig aktualisiert.

 

Zum Shop & Blog – KochDichTürkisch

Falls ihr mehr über die türkische Küche, Meze und Warenkunde wissen möchtet, lest unsere Beiträge im Blog dazu.

Wir führen viele besondere Lebensmittel, türkische Weine, Kochbücher, Gewürze, Geschenkkörbe und Gutscheine für Kochkurse. Diese Produkte findet ihr im Onlineshop oder vor Ort in unserem Ladenlokal in Düsseldorf. Wir freuen uns auf Euch.

Wenn ihr mehr über die türkische Kultur erfahren möchtet oder türkische Rezepte zum Nachkochen sucht, findet ihr hier unsere Koch- und How-To-Videos auf Youtube, Facebook und Instagram.

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