Türkische Integration ins deutsche Alphabet

Ein Zeichen der Integration

Einführung türkischer Buchstaben in das deutsche Alphabet

Wir fordern als Zeichen der Integration die Einführung türkischer Buchstaben in das deutsche Alphabet. 60 Jahre ist es nun her, das türkische Gastarbeiter nach Deutschland geholt wurden. Jetzt ist es höchste Zeit, das im deutschen Schriftbild auch darzustellen. Viel zu wenig wurde bisher über diesen Teil der deutschen Einwanderer Geschichte dargestellt. Es gab bisher, Vorträge, Ausstellungen, Gedichte, Lieder und auch wundervolle Kinofilme. Doch wir finden das zu wenig, denn es sollte uns einfach täglich begegnen. Daher ist das deutsche Alphabet der ideale Platz für ein Zeichen: das Ş! — Gern möchte ich euch auf die Reise in meine Gedankenwelt mitnehmen.

Was ist Integration?

Für das bessere Verständnis eine kurze Erläuterung, was Integration im Grunde bedeutet. Denn manche verwechseln es mit Assimilation. Im soziologischen Sinne versteht man unter Integration den Einbezug von Gruppierungen, die andere Werthaltungen vertreten und sich in der neuen Wertgemeinsamkeit zusammenwachsen. Das kann aber auch dauern und ist ein Prozess. Bei der Assimilation wird das neu dazugekommene überarbeitet, bei der Integration wird es ein Teil des Ganzen. So ist auch der deutsche Döner entstanden. Das beste Beispiel für Integration.  — Das machen wir jetzt mit dem deutschen Alphabet. Ein neues Zeichen der Integration. Macht mit…

Türkisch ist einfach zu schreiben

Die türkische Sprache oder der Einfachheit halber auch *türkisch* genannt, wird mit den mongolischen, tungusischen und auch mit den koreanischen und japanischen Sprachen in die Gruppe den altaischen Sprachen zusammengefasst. Durch die Wanderung aus dem asiatisch-chinesischen Raum bis nach Anatolien hat Türkisch viele Lehnwörter mitgenommen, wie auch in andere Sprachen hineingebracht. Die berühmten türkischen Mantı entstammen sprachlich aus dem koreanischen Begriff Mandu (Teigtaschen). Die Hackfleischröllchen Ćevapčići vom Balkan-Raum basieren auf der türkischen Wort-Zusammensetzung von Kebap (gegrilltes Fleisch) und şiş (Spieß). Türkisch hat aber schon 3 Alphabete in seiner Historie. Die ersten alttürkische Schriften sind in Runen ca. 600 n. Chr. entstanden. Das erste türkische Alphabet ist dort zu lesen, bestehend aus über 38 Zeichen, das Kök-Türk-Alphabet. Ein paar Jahrhunderte später zog es die Türken gen Westen und man übernahm die arabischen Zeichen und schrieb von rechts nach links. Heute wird aber in lateinischen Buchstaben geschrieben und mir persönlich fällt es viel leichter türkisch zu schreiben als Deutsch. Warum? Atatürk hatte nach dem 1. Weltkrieg 1923 die türkische Republik ausgerufen und 1928 gemeinsam mit Sprachwissenschaftlern das neue türkische Alphabet präsentiert. Also ein recht junges Werk. Die Übersetzung aus der arabischen Schrift in die lateinischen Zeichen sollte für die Menschen besonders einfach sein. Denn man schreibt einfach so, wie es sich anhört. Aus Taxi wir taksi, aus Schalter wird şalter. Es umfasst dabei 29 Buchstaben. Dabei ist Ş ein Zischlaut und wird folgendermaßen beschrieben:

Buchstabetürk. BezeichnungLautschriftgesprochen wie in …
Ş,şşe[ʃ]Schule, Busch

Warum nutzen wir diese Erkenntnis nicht in der deutschen Sprache? Es ist voll von Ausnahmen und basiert mehr auf die Erfahrung was der Begriff ist und nicht wie es sich anhört. Beispiel: Baum und Bäume – treu und Treue. Das äu/eu hört sich doch bei beiden gleich an, oder?

Das Ş ist nachhaltig und spart sogar CO2

Unser ganz pragmatischer Vorschlag ist nun, dass man im deutschen Alphabet das Ş einführt. Das *sch* im Deutschen ist ja ein stimmloser postalveolarer Frikativ und wird in vielen Sprachen angewandt. Die Integration des *Ş* hat nur Vorteile. Bei jedem Wort welches den deutschen Zisch-Laut beinhaltet wird ab sofort das Ş genutzt. Aus *Schiff* wird *Şiff*, aus *Stuttgart* wird *Ştuttgart* usw. Das spart sogar CO2. Warum? Jedesmal wenn wir in die Suchmaschinen Wörter eingeben, müssen wir beim *sch* 2 Tasten mehr tippen. Moderne Suchmaschinen im Internet suchen ja schon während man eintippt. Daher wird auch direkt Energie verbraucht. Eine einzelne Google-Suchanfrage verursacht etwa 0,2 Gramm CO2-Ausstoß.  In Deutschland werden nur bei Google pro Stunde 228 Millionen Suchanfragen pro Tag  gestellt, das sind unglaubliche 9,5 Mill. pro Stunde oder 158.000 pro Minute.  – Spart man nun die 2 Buchstaben beim *sch* wären das eine durchschnittliche Einsparung von ca. 1% (die Berechnung folgt unten beim Papier). Wir würden also pro Stunde 190kg CO2 sparen. Das wär doch was!

Wir sparen Papier bei der Integration in Deutschland

Schauen wir uns die Folgen der Integration in der Literatur an. Ein durchschnittliches Taschenbuch in der Kategorie Roman hat zwischen 70.000 und 150.000 Wörtern. Eine Buchseite hat 300–380 Wörter pro Seite. Das entspricht ca. 1400–1800 Zeichen pro Seite inkl. Leerzeichen. Ich habe mir mal den Spaß gemacht und habe 2 Werke in einem Textprogramm Zeichen zählen lassen. Goethes Faust bringt es auf 183.951 Zeichen. Der erste Band aus der *Herr der Ringe* Trilogie auf 1.165.537 Zeichen, das ergibt bei 1800 Zeichen/Seite genau 647 Seiten Papier. Das Abtippen hat ein wenig gedauert. …und jetzt gehts los! Tauscht man nun das *SCH* per Suchen/Ersetzen im ganzen Manuskript in das *Ş* so ergibt die Zeichenzahl 1.150.419, also 639,12 Seiten. Eine wahnsinnige Ersparnis von 1,31%! Bei Goethe waren es 1,41%. 

Spielen wir das Gedankenexperiment nun weiter, denn in der Praxis wurde schon mal etwas Ähnliches in der Praxis  Anfang der 1980er umgesetzt. Die Herr der Ringe Trilogie wurde vom Klett-Cotta-Verlag mit einem grünen Einband publiziert. Gedruckt in 3 Büchern. Viele meiner Klassenkameraden hatten je eins der Bücher in ihrem Tornister, die Bibel für Dungeons & Dragons (für die, die es nicht kennen, schaut einfach mal Stranger Things auf Netflix). Der Verlag wollte als Jubiläumsausgabe alle 3 Bände in einem gedruckten Buch vereinen – das rote Buch entstand. Damit das Epos aber auch technisch vereint werden konnte, mussten weniger Seiten bedruckt werden. In der Summe waren es über 1500 Seiten. Das war technisch zu viel und auch zu schwer. Daher hat man einen alteingesessenen Typografen dazu beauftragt eine Schrift zu nutzen, die Seiten bzw. ganz konkret Papier spart. Herr Kurt Weidemann hat seine gleichnamige Schrift dafür verwendet, um die Seitenzahl zu reduzieren. Die schmal laufende Schrift führte dazu, dass man ca. 10% Papier und Seiten gespart hat. 

Warum machen wir das generell nicht im Alphabet? Die Integration des *Ş* würde uns mindestens 1% Papierseiten sparen. Was konkret in Seiten pro Jahr in der Rubrik Belletristik bedeuten würde:

  • in 2020 gab es 77.272 Novitäten (Neuerscheinungen)
  • davon 31,1% in der Belletristik (also 24.031 Bücher)
  • pro Roman/Buch werden ca. 300 Seiten bedruckt
  • also pro Jahr 7.209.300 Seiten (7,2 Millionen)
  • ein Blatt Papier (DIN A4 kostet im Durchschnitt weniger als ½ Cent, produziert )
  • Integration des *Ş* = 1% Ersparnis beim Papier
  • also pro Jahr 72.093 Seiten weniger
  • wir würden pro Jahr und pro Buch sparen:
    • 1.077,7 kg Altpapier/Holz 
    • 18.777,1 l Wasser 
    • 3.857,3 kWh Energie
    • 381,3 kg CO2
  • ein ausgewachsener Baum wiegt übrigens im Durchschnitt 1-2 Tonnen. 

Wir hätten also einen Baum gerettet!! — Nur in der Produktion von Romanen. Jetzt stellt euch mal die Ersparnis bei Gesetzesentwürfen im Bundestag vor?!

Wir sparen Zeit

Wenn wir lesen, dann lesen wir nicht jeden Buchstaben einzeln. Wir haben uns in der Grundschule gemerkt, wie Wörter aussehen und merken uns nur die Schablone. Also nur die äußere Form der Buchstaben wird erkannt. Je mehr man in seinem Leben gelesen hat, umso schneller kann man auch Texte „erkennen“ bzw. lesen. Geübte Leser schaffen 400–1200 Wörter pro Minute. Das ist doch mal was.

Integrieren wir nun das Ş in die deutsche Sprache, steigert sich unsere Lesegeschwindigkeit. Versucht es selbst. Das sch als Schablone hat nur eine Oberlänge, das h. Das s und das c verschwinden auf der x-Höhe. So kann man es auch mal mit erh verwechseln. Beim kleinen ş ist das anders. Es hat ein unverkennbares diakritisches Zeichen, das Cédille. Es wird auch beim ç (ausgesprochen [tsch]) verwendet. Für das türkisch lesende Auge wunderbar, denn ein ş erkennt es sofort an der Unterlänge, dem kleinen Schweif auf der Unterseite. Es wird somit schneller erkannt. Gehen wir mal davon aus, dass wir 1% Lesegeschwindigkeit gewinnen (wie beim Papier). Dann lesen wir 5–10 Wörter mehr pro Minute. Der *Herr der Ringe, Band 1* wäre statt in ca. 8 Stunden (191.969 Wörter bei 400 W/Min.) sogar in 7,9 Stunden fertig. Mehr Zeit für einen türkischen Mokka (kahve).  Einziger Nachteil wäre die Punkteausbeute bei Scrabble. – Hier noch ein paar şöne gekürzte Wortbeispiele:

  • Dusche
    Duşe
  • Geschäft
    Geşäft
  • Schultasche
    Şultaşe
  • Schadenswahrscheinlichkeit
    Şadenswahrşeinlichkeit
  • Schachtürke
    Şachtürke
  • Scheckbeschriftungsmaschine
    Şeckbeşriftungsmaşine
  • Schadenspauschalierung
    Şadenspauşalierung

Wechsel auf der Tastatur

Bei der Tippgeschwindigkeit können wir das ganze Spiel nochmal machen. Aber das erspare ich euch jetzt. Das ist auch schneller. Man tippt 2 Tasten weniger!!! – Trotzdem sollte das Ş ja sichtbar auf die deutsche Tastatur. Da man das C und das H für andere Wörter noch braucht, können wir keinen davon verwenden. Daher sollten wir eine Taste nutzen, die eh andauernd falsch verwendet wird. Das Accent aigu (´) wird für é oder á verwendet. Kommt aber im deutschen höchst selten vor, oder? Dafür wird es fälschlicherweise bei Moni`s Currybude oder Peters` Auto verwendet. – Wäre doch ein schöner Platz?

Nach der erfolgreichen Integration des Ş in das deutsche Alphabet erläutere ich euch demnächst wie aus Deutsch dann Dojç wird. Ein herzlicher Gruß an der-postillon.com

3 Kommentare zu „Türkische Integration ins deutsche Alphabet“

  1. Benutzerbild von Jens Grimmelijkhuizen
    Jens Grimmelijkhuizen

    Hallo Orhan,
    man sollte nicht nur auf der Zeichenebene bleiben. Noch şöner wäre es, auch Wörter zu integrieren. Zum Beispiel verwende ich gerne anstatt “Ich bin damit einverstanden” das viel kürzere “Ich kabuliere das.” Es gibt viele türkişe Verben, die sich sehr gut als deutşe Verben verwenden lassen.
    Ergebenst
    Jens

  2. Hallo Orhan, was für ein Aufwand da betrieben wurde, Respekt.

    Allerdings dem Gedanken kann ich rein gar nicht abgewinnen, denn die deutsche Sprache wird der Zeit durch das kunterbunte Gendern genug gebeutelt, da es jeder, wie ihm beliebt schreibt und spricht, das „gegenderte“ Wort ist schon schwierig genug zu lesen.
    Denke man sich jetzt die von Dir gemachten Vorschläge noch dazu, dann hätten wir bald eine Sprachsituation, die keiner mehr ordentlich versteht, spricht, lehrt u. s. w.

    Wenngleich mir das türkische Ş sehr gut gefällt, ich es 18 Jahre lang in meinem Nachnamen trug, müssten dann erstmal alle türkisch lernen, was keinen Nachteil bedeutet, aber solch eine „Rechtschreibreform“ wie von Dir hier vorgeschlagen, hätte ein fatales Durcheinander zur Folge.
    Man könnte dazu noch sehr sehr viel schreiben, ebenso wie zu dem „kabulierenden“ Jens (wer soll wissen, was kabul etmek heißt?), das red ediere ich . Es wäre tatsächlich eine Sprachform für die türkischen Jugendlichen, die sowie so nur noch Misch-Maschine sprechen, die weder ihre türkische Muttersprache beherrschen, noch die deutsche Sprache.

    Aber Bravo, worüber Du Dir Gedanken machst …

    Bolca selâmlar,

    Brigitte

  3. Hi Orhan,
    die Integration des “Ş” in die deutsche Sprache geht doch von allein. Nach der zweiten Flasche Papaskarasî işt daş ganş eaşy… ;-)
    LG aus Kölle

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