Warenkunde Anisschnaps & Raki ~ einfach erklärt 8

Warenkunde Anisschnaps, Anisliköre, Raki

In diesem Artikel “Warenkunde Anisschnaps und Anisliköre” geht es um Raki (türkisch rakı) und um seine internationalen Verwandten, also um Spirituosen mit Anisaroma sogenannte Anisée (der französische Oberbegriff für Spirituosen mit Anisaroma). Lest hier wie weit sich unser geliebter rakı von seinen “Brüdern und Schwestern” unterscheidet, beziehungsweise was sie gemeinsam haben. Viel Spaß beim Lesen!

Anisée: Anisschnäpse und Anisliköre

Der Begriff Anisée umfasst sowohl Anisschnäpse (ungezuckerte oder wenig gezuckerte Spirituosen) als auch Anisliköre. Es gibt sie in vielen verschiedenen Ausführungen und Qualitäten. Fast alle stammen aus dem Mittelmeerraum. Das leckere Anisaroma wird durch Zugabe von echtem Anis oder dem billigeren Sternanis erzielt. Sie heißen: Rakı, Ouzo, Masticha, Arak, Absinth, Pastis, Pernod oder Sambuca. Wir haben einige davon aufgezählt, um euch eine kleinen Überblick zu verschaffen. Unsere Passion ist natürlich der türkische Rakı. 😍

Gemeinsamkeiten der Anisschnaps-Sorten

Was all diese Spirituosen eint, sie haben ein lakritzähnliches und feines Anisaroma, welches kühl getrunken sehr erfrischend wirkt. Gerade deshalb erfreuen sie sich über große Beliebtheit und haben ihre treuen Fans.

Anisés werden pur oder mit Wasser verdünnt getrunken. Wenn die Spirituosen mit Wasser verdünnt oder stark gekühlt werden, verwandeln sie sich in milchig-trübe Flüssigkeiten. Das ist der sogenannte “Louche-Effekt” (vom Französischen “louche”: trüb, undurchsichtig, anrüchig). Der Grund sind die ätherischen Öle aus dem Anissamen, sie lösen sich zwar in Alkohol, nicht aber in Wasser. An den Ränder der Öle bricht sich das Licht und ruft optisch somit die “geheimnisvolle” milchig-weiße Trübung hervor.

Warenkunde Anisschnaps, Anisliköre, Raki
Warenkunde Anisschnaps & Anisliköre, Vers. internationale Sorten (von links): Ouzo, Pernod, Pastis, Sambuca, Küstennebel, Raki und vorne in grün der Absinth

Spirituosen mit Anisaroma im Überblick

Türkischer Rakı: unser Liebling

Mezetafel mit Raki
Eine typisch türkische Meze-Tafel in einer Taverne mit Raki ~ Anisschnaps

Der türkische rakı [raˈkɯ] ist ein Anisschnaps der aus  Weintrauben und/oder Rosinen gebrannt wird. Die Früchte werden reif geerntet, getrocknet, vergoren und destilliert. Anschließend werden Anissamen zur Aromatisierung zugesetzt und ein weiteres Mal destilliert. D.h. er wird min. 2, zuweilen sogar 3-5 mal destilliert. Der klare, leckere Schnaps hat einen Alkoholgehalt von 40 – 50 Vol.-% und wird gerne auch mal als Aperitif getrunken. Weitaus häufiger jedoch ist das Reichen zu vielen kleinen Meze-Köstlichkeiten oder zu gegrilltem Fisch und Meeresfrüchten. Meist wird der türkische Anisée mit Wasser verdünnt, wobei die typische, milchige Trübung einsetzt. Deshalb und weil er nur von den “Mutigen” getrunken wird, nennt er sich in der Türkei auch “Löwenmilch”.

In modernen Bars und Restaurants von Istanbul und co. wird rakı immer öfter auch zum Bestandteil neuer Cocktailkreationen. Hier findet ihr den Artikel “Raki Cocktails” mit einigen tollen Rezepten auf unserem Blog dazu.

Mit dem leckeren Getränk lässt es sich auch hervorragt Kochen, unten haben wir euch zwei tolle Rezepte verlinkt…viel Spaß beim Lesen :)

Ouzo, Tsipouro und Tsikoudia

Der griechische Ouzo wird im Gegensatz zum rakı aus reinem Alkohol hergestellt. Anschließend werden Anis- und/oder Fenchelsamen sowie andere Kräuter zugesetzt, bevor es ein weiteres mal destilliert wird. Der klare Schnaps hat einen Alkoholgehalt von 37 – 46 Vol.-% und entstammt vermutlich dem Tsipouro, einem Tresterbrand aus Mazedonien, der schon vier Jahrhunderte zuvor von den Griechen und Türken hergestellt wurde. In Deutschland wird Ouzo meist pur als Digestif und stark gekühlt als Aperitif getrunken, was in Griechenland eher unüblich ist. Dort wird er traditionell mit Wasser oder auf Eis zu vielen kleinen Mezedes serviert, also ähnlich wie in der Türkei.

Tsikoudia (auch bekannt als Rakí) ist die kretische Variante des im restlichen Griechenland als Tsipouro bekannten Brands. Es gibt verschieden Varianten des Tsikoudia. Den Mournorakí der aus Maulbeeren gebrannt wird. Oder den Rakomelo der, mit Honig und Gewürzen (wie Zimt und Kardamom) verfeinert und meist im Winter, warm getrunken wird.

Griechischer Masticha

Eine Anis-Spirituose, die ähnlich wie rakı, Ouzo oder Tsipouro destilliert ist, und zusätzlich mit Mastix (das Harz des Mastixstrauches) versetzt und als Masticha (oder Mastika) verkauft wird. Als Grundlage für den Destillationsprozess werden vorwiegend Feigen, Pflaumen oder Zwetschgen genutzt. Der Alkoholgehalt des Getränks liegt 30 – 47 Vol.-%. Zumeist wird es mit Eiswasser verdünnt oder stark gekühlt und unverdünnt serviert. Masticha von der griechischen Insel Chios ist besonders beliebt (Der Mastixstrauch wächst dort).

Arak aus dem Nahen Osten

Arak wird vor allem in Israel, Libanon, Syrien, Jordanien und Irak konsumiert und produziert. Der Alkoholgehalt variiert zwischen 40 und 80 Vol.-%. Er wird aus Wein gebrannt und am Ende mit Anis aromatisiert. Arak wird mit Wasser verdünnt getrunken oder aromatisiert Süßspeisen, exotische Früchte, Sahne- und Buttercremes.

Arak wird vor allem in Syrien, in Libanon, in Israel und den palästinensischen Autonomiegebieten, sowie dem Irak und Jordanien gebrannt und getrunken. Der Alkoholgehalt variiert zwischen 40 und 80 Vol.-%. Arak wird durch die Zugabe von Anis zu destilliertem Wein hergestellt. Gewöhnlich wird Arak mit Wasser oder Eis getrunken, aber auch als Longdrink mit Tee, Minze, Grapefruitsaft bzw. Limonade oder einfach pur. 

Französischer Absinth

Absinth (45 bis 89 % Vol. Alkohol) ist wohl die sagenumwobenste französische Spirituose in unserem Artikel. Traditionell wird sie aus Pontischem Wermut, Anis, Fenchel und anderer Kräuter (unter Anderem Ysop, Melisse, Minze) sowie Alkohol hergestellt. Die grüne Wermutspirituose wurde im 18. Jahrhundert in der Schweiz ursprünglich als Heilelixier hergestellt. Später verlegte Henri-Louis Pernod die Absinth Destillerie ins französische Pontarlier. Schnell gewann das grüne Getränk, welches unter dem Ruf stand abhängig zu machen und Halluzinationen hervorzurufen, an Popularität und wurde zum Liebling der Bohemiens. Berühmtheiten wie Paul Gauguin, Vincent van Gogh, Henri de Toulouse-Lautrec, Edgar Allan Poe, Ernest Hemingway und Oscar Wilde tranken gerne und oft.  

Ab 1910 wurde die Spirituose als gesundheitsschädlich eingestuft und peu à peu in den meisten europäischen Ländern sowie in den USA verboten. Das war damals hauptsächlich auf die schlechte Qualität des Alkohols und die zu hohen konsumierten Mengen zurückzuführen. Heutzutage ist Absinth mit einem geringerem Alkoholgehalt in den meisten Ländern wieder erhältlich.

Die geschmacksgebenden Kräuter, die unter Anderem auch für die grüne Farbe zuständig sind, werden in Alkohol mazeriert (die Kräuter ziehen im Alkohol) und anschließend mehrfach destilliert. Die Art der Herstellung verlangt ein hohes Maß an Können. Minderwertiger Absinth wird meist mit Lebensmittelfarbe eingefärbt und entsteht durch die Zugabe von Absinthessenz in Neutralalkohol. Absinth wird klassischer Weise niemals pur, sondern mit Wasser verdünnt getrunken und besitzt ebenfalls den “Louche-Effekt”.

Warenkunde Anisschnaps und Anisèe: Absinth, Wermut,
Warenkunde Anisèe: Absinth mit Wermut und Anisaroma

Französischer Pastis und Pernod

Pastis und Pernod (40 bis 45 % Vol. Alkohol) sind typisch französische Anisspirituosen. Die Grundzutaten sind neben Anis (heute oft auch die preiswertere Variante Sternanis) auch Zucker, Fenchelsamen, Süßholzwurzeln, verschiedene Kräuter, Wasser und Alkohol. Getrunken werden beide mit (Eis-)Wasser (1 Teil Pastis oder Pernod, 5 bis 6 Teile Wasser) oder als Longdrink mit Cola, Bitter Lemon, Champagner oder Orangensaft. Eine andere, vor allem in Südfrankreich beliebte Variante ist das Versehen des Pastis mit Wasser, Eis und einem Schuss Sirup (Minz- oder Grenadinesirup) oder Likör, der neben einer geschmacklichen auch eine farbliche Note setzt. 

Pernod unterscheidet sich vom Pastis geringfügig in der Aromatisierung und im Herstellungsverfahren. Pernod wird mit destillierten Kräuteressenzen vermischt, während der Pastis durch Mazeration (die Kräuter ziehen im Alkohol) seine typischen Aromen erhält. Die destillierten Kräuteressenzen des Pernod werden einem dreifach destillierten Alkohol hinzugefügt und bestehen neben der Anisessenz unter anderem auch aus Essenzen des Korianders, Fenchel sowie Minze. 

Italienischer Sambuca

Sambuca ist ein klarer italienischer Anislikör mit 38 bis 42 Vol. Alkohol. Aromatisiert wird er mit Anis, Sternanis, Süßholz und anderen Gewürzen. Meist wird Sambuca pur als Verdauungsschnaps mit einigen Kaffeebohnen getrunken – „Con la Mosca“, was „mit der Fliege“ bedeutet. Gemeint sind damit natürlich die Bohnen. Beim Trinken werden die Kaffeebohnen zerkaut, ihr bitterer Geschmack gleicht die Süße des Likörs aus. Außerhalb Italiens ist es üblich, Sambuca auch flambiert zu servieren.

Norddeutscher Küstennebel 

Der Norddeutsche unter den Anisschnäpsen (etwa 22 % Vol. Alkohol). Sternanis, verschiedene Kräuter und Gewürze (unter Anderem Kümmel) verleihen dem Schnaps seinen unvergleichlichen Geschmack. Küstennebel wird pur oder auf Eis als anregender Aperitif oder milder Digestif nach dem Essen getrunken.

Leckere Rezepte mit Rakı

Kağıtta somon ~ Lachs mit Gemüse und einem Schuss Rakı im Papier gebacken  
Klassisch wird in der türkischen Küche eher mit Wolfsbarsch zubereitet (kağıtta levrek). Man kann das Lachs-Rezept jeweils die Gemüsesorten der Saison nutzen und es variieren. Statt Lauch und Möhren kann man auch Spargel oder Zucchini nehmen, Cherrytomaten und Paprika.
Hier geht’s zum Rezept
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Rakılı karides tava – Gebratene Garnelen mit Rakı
Garnelen sind in einer klassischen meyhane nicht von der rakı-Tafel wegzudenken. Sie sind aromatisch im Geschmack und sehr leicht zu zubereiten, wenn man einige Details beachtet. Das Rezept findet ihr auch in unserem Kochbuch MEZEler
Hier Klicken!
Chilexi ~ Erdbeer Raki Cocktail
Wer Erdbeeren mag, wird diese Cocktails mit Raki (Rakı ist ein klarer Anisschnaps) lieben: Mega erfrischend und fruchtig, ideal für den Mädelsabend oder zu lauen Sommernächten im Garten. Şerefe!
Hier geht’s zum Rezept
Frisch fruchtig, für den Abschluss in einer Bar: Chilexi
Ak harami ~ Weißer Räuber
Köstlicher Aperitif der den Appetit anregt, perfekt für den gelungener Einstieg in einen türkischen Kochabend mit Freunden. Man fühlt sich wie im Urlaub am Mittelmeer. Wir sagen schonmal: Şerefe!
Hier geht’s zum Rezept
Raki Cocktails 04 frosty 1

Schon gewusst?
Sternanis ist trotz des ähnlichen Namens und Geschmacks botanisch nicht näher mit Anis verwandt.

Wikipedia

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Falls ihr mehr über die türkische Küche, Meze und Warenkunde wissen möchtet, lest unsere Beiträge im Blog dazu.

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