Terbiyeli sulu köfte [terbyehli ßuhluh köffteh] – Diese Suppe mit Hackfleischklößchen wird in Orkides Familie immer noch liebevoll „Klößchen-Suppe“ genannt. Sie sättigt und kann daher auch schon fast als kleine Hauptspeise angesehen werden. Eigelb und Zitronensaft verleihen dieser Suppe ein fantastisches, sämiges Aroma.
Als wir die Suppe gekocht haben, um sie für unser 4. Kochbuch zu fotografieren, kam unser lieber Freund Stratos von der Taverne Eleon und meinte: „warum kocht ihr jetzt griechisch, dass ist doch nicht türkisch?“. Wir waren überrascht und fragten nach dem Namen. „Das ist γιουβαρλάκια (Yuvarlakia bzw. Giouvarlakia), das hat meine Oma schon gekocht.“ Es war für uns alle lustig, denn da hat sich wohl eine türkische Speise in die griechische Küche geschlichen. Der Begriff *yuvarlak* bedeutet auf türkisch *rund*. Da die aus gewürzten Fleischbällchen (köfte) ja auch rund sind, wurde es in die griechische Sprache integriert mit *yuvarlakia*.
Inhaltsverzeichnis
Erzogen oder ungezogen?
Dieses Rezept hat die Besonderheit, dass man es mit Ei und Zitrone abbindet. In der türkischen Sprache sagt man dazu *terbiye*. Es ist aber auch so, dass viele Wörter mehrere Bedeutungen haben. An dieser Stelle ist *terbiye* auf Deutschen die *Behandlung, Erziehung oder Verbesserung*. Die Suppe gibt mit Ei-Zitrone-Legierung oder auch ohne. Daher wird auch bei dieser Speise immer der Wortwitz fallen, ob die Suppe gut erzogen (terbiyeli) oder schlecht erzogen (terbiyesiz) ist. Ein Schenkelklopfer!
Das Legieren der Suppe mit Ei-Zitrone soll laut Wikipedia seinen Ursprung im östlichen Mittelmeerraum haben. Auf Griechisch heißt das Avgolémono, auf Türkisch terbiye. Aber egal wo die Suppe nun schlussendlich herkommt – beide Varianten schmecken super! — Das Rezept ist übrigens aus unserem Kochbuch KEBAPlar.
Rezept: *Terbiyeli sulu köfte* – Suppe mit kleinen Hackfleichklößchen
Terbiyeli sulu köfte – Suppe mit kleinen Hackfleichklößchen
Zutaten
- 400 g Hackfleisch Rinderhackfleisch
- 1 St Zwiebel/n grob gerieben
- 3 EL Reis Langkorn (Basmati, Jasmin) in feinem Sieb gewaschen und abgetropft
- 4-5 Stängel Petersilie fein geschnitten
- 1 TL Salz
- ½ TL Schwarzer Pfeffer
- 2-3 EL Mehl (Weizenmehl)
- 3 EL Natives Olivenöl Extra
- 1 St Zwiebel/n (klein) geschält und klein gewürfelt
- 1 St Möhre/n (Karotte/n, Mohrrübe/n) geschält und klein gewürfelt
- 600 ml kochend, heißes Wasser
- 2 St Frühlingszwiebel/n geputzt und in Ringe geschnitten
- 1 St Eigelb zimmerwarm
- ½ St Zitrone/n frisch gepresst
- ½ TL Salz
Zum Servieren
- etwas Petersilie fein geschnitten
- einige Zitronenschnitze/n
- etwas Salz und Pfeffer (frisch gemahlen)
Zubereitung
- Hackfleisch, Zwiebel, Reis, Petersilie, Salz und Pfeffer in einer Schüssel gründlich verkneten, bis eine gleichmäßige Masse entsteht. Einen flachen Teller mit Mehl betreuen und bereitstellen. Walnussgroße Stücke von der Hackfleischmasse entnehmen, zwischen den Handflächen zu runden Klößchen rollen und im Mehl wälzen. Teller mit den fertigen Klößchen bis zur weiteren Verarbeitung im Kühlschrank kalt stellen.
- Olivenöl im Topf erhitzen, zuerst die Zwiebeln und dann einige Minuten die Möhren dünsten. Mit Wasser aufgießen und zum Kochen bringen. Hitze reduzieren, Hackfleischklößchen und Frühlingszwiebeln hinzufügen und 20–25 Minuten leicht köcheln lassen, bis die köfte gar sind.
- Eigelb mit Zitronensaft in einer kleinen Schale verquirlen. Etwa 1–2 Schöpfkellen der Suppenflüssigkeit langsam und unter ständigem Rühren zugießen. Diese Ei-Zitronen-Sauce vorsichtig in die Suppe rühren und vom Herd nehmen, nicht mehr kochen! Mit Salz abschmecken. Zügig mit Petersilie und Zitronenschnitzen servieren.
Tipps & Hinweise
Nährwerte
Empfohlene Produkte zu yuvarlakia
Rezeptvorschläge
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Weitere leckere Rezepte für Suppen und Eintöpfe findet ihr in unserem Best-of türkische Suppen Artikel.
Zur Wortherkunft: Yuvarlakia
Es gibt eine etymologische Erklärung für den Namen des griechischen Gerichts “Yuvarlakia”, der aus dem Türkischen stammt. Das Wort „yuvarlak“ bedeutet im Türkischen „rund“ oder „kugelförmig“””. Dieses Wort wurde ins Griechische als “yuvarlakia / juverlakia / γιουβαρλακια” übernommen, um kleine runde Fleischbällchen zu beschreiben, die in der griechischen Küche sehr beliebt sind.
Diese Übernahme ist ein gutes Beispiel für den kulturellen und sprachlichen Austausch zwischen den Völkern des Osmanischen Reiches. Als Griechenland und die Türkei noch Teil dieses multikulturellen Reiches waren, gab es einen regen Austausch von kulinarischen Traditionen und Wörtern. So fanden viele türkische Wörter ihren Weg in die griechische Sprache, vor allem in der Küche, und umgekehrt.
“Yuvarlakia” ist also nicht nur ein schmackhaftes Gericht, sondern auch ein kleines Stück Sprachgeschichte, das die lange und reiche Verbindung zwischen der türkischen und der griechischen Kultur widerspiegelt.
Richtig lecker, cremig und sättigend wie eine Hauptmahlzeit. Perfekt für kalte, traurige Tage :)